Freiwillige Feuerwehr Prittriching e. V.
(Auszüge aus dem Heft 5 Prittrichinger Ortsgeschichte / Vereine in Prittriching)
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Gemeinden von der Obrigkeit angehalten Feuerlöschgeräte zu beschaffen. Es gab Dorffeuerwehren lange vor der Gründung der Freiwilligen Wehren. Bereits 1846 hatte Prittriching eine Löschmaschine.
Für das Jahr 1873 sind die ersten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr nachweisbar. Es waren dies: Martin Bentenrieder, Anton Bacher, Felix Hartmann und Nikolaus Eberle.
Damals gab es für die Wehrmänner wenig zu feiern, vielmehr verging kein Jahr ohne mehrere größere und kleine Brände. So brannten am 15. Mai 1882 sieben Gebäude von vier Anwesen ab. Das waren der Janisbauer, der Hauserbauer, der Vierhöferbauer und der Welschwirt. Seit 1881 stand die Spritze in einem eigenen Feuerwehrhaus am heutigen Dorfplatz. Ab 1879 wurden die Männer durch ein Signalhorn zum Einsatz gerufen.
Das schlimmste Jahr der Vereinsgeschichte war 1903: zehn Anwesen im Mitteldorf brannten ab. Die Gemeinde reagierte mit dem Kauf einer zweiten Spritze und 200 Meter Schlauch. Ihre Feuertaufe bestand diese Garnitur beim Brand des Kirchturmes der Frauenkirche im Januar 1905 durch Blitzschlag. Messinghelme trugen die Männer schon länger, 1905 kam eine Uniform dazu, geschneidert von Peter Jula aus Prittriching.
In den folgenden Jahren wurden die Brände weniger, die offenen Feuerstätten wurden durch Herde ersetzt, die Strohdächer durch Dachziegel. Die jährliche Feuerbeschau tat ein übriges und das elektrische Licht hielt Einzug im Dorf.
Die Jahre vergingen, Kriege zogen übers Land und es mussten sogar Frauen zum Löschen antreten, da die Männer alle im Krieg waren. Doch am 8. Dezember 1946 konnte die Freiwillige Feuerwehr neu gegründet werden, gleich mit 80 Mann Es gab einen neuen Abschnitt in der Vereinsgeschichte.
Die Ausrüstung wurde stetig erweitert und verbessert, wegen der Reichweite des Schlauchmaterials wurde unter dem Dorfplatz ein Löschwasserbehälter gebaut. 1955 brannten gleich zwei große Scheunen ab, beim Geier und beim Süßmeirbauer. Zwei Großbrände in einem Jahr, das war damals schon eine Ausnahme.
1963 bekam die Gemeinde eine zentrale Wasserversorgung und die Feuerwehr 10 Oberflur- und 50 Unterflurhydranten. Die Löschwasserversorgung war gesichert.
1964 wurde dann sogar ein Löschfahrzeug LF 16 für den Zivilschutz in Prittriching stationiert und am 22. Mai 1965 konnte Pfarrer Horcher das neue Feuerwehrhaus einweihen. Mit dieser Ausrüstung waren nun die Aktiven gefordert. Es wurde geschult und geübt und es musste eine Zivilschutzgruppe aufgebaut werden.
Zum Standard der Feuerwehren kam in den folgenden Jahren
das Leistungsabzeichen, das die meisten Wehrmänner auch erfolgreich
absolvierten. Es änderten sich aber auch die Anforderungen und Aufgaben.
Schwere Verkehrsunfälle, Absperr- und Ordnungsdienste mussten bewältigt werden.
Aber auch ein großes Jubiläum war zu feiern. 1973 wurde die Wehr 100 Jahre und man weihte die neue Fahne feierlich vor dem damals neuen Rathaus.
Mit 2000 freiwilligen Arbeitsstunden schufen sich die Feuerwehrler 1983 einen schönen Schulungs- und Aufenthaltsraum am Feuerwehrhaus. Tief in die Tasche griff die Gemeinde 1989, ein neues LF 16 der Firma Iveco – Magirus für 312 000 DM wurde gekauft. Das neue Löschfahrzeug war damals bereits mit Hilfsmittel zur Technischen Hilfeleistung ausgerüstet, dazu kam 1995 noch eine Tragkraftspritze TS 8/8.
Da sich die Aufgaben und damit auch Einsatzzahlen der Feuerwehr immer weiter erhöhten, wurde 2013 ein Mehrzweckfahrzeug (MZF) beschafft. Das MZF ist das Zweitfahrzeug der Feuerwehr und kann sowohl zum Transport von Mannschaft und Gerätschaften, als auch als Einsatzleitfahrzeug verwendet werden.
Nach zweijähriger umfangreicher Planung konnte dann Ende 2017 das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF20) in Dienst gestellt werden, welches das in die Jahre gekommene LF16 ersetzt. Das HLF20 der Firma Rosenbauer ist mit seinen 2600 Liter Wasser und 120 Liter Schaummittel bestens für Brandeinsätze geeignet. Umfangreiche modernste Geräte zur Technischen Hilfeleistung runden sein breites Einsatzspektrum ab.
Vorstände
1955 – 1965 Georg Kerner
1965 – 1980 August Seeholzer
1980 – 1991 Leonhard Weber
1991 – 2008 Georg Waldkircher
2008 – 2024 Jürgen Seeholzer
seit 2024 Dominik Robichaud
Kommandanten
1873 – 1882 unbekannt
1882 – 1887 Leonhard Peischer
1887 – 1895 Josef Kinader
1895 – 1900 Thomas Ditsch
1900 – 1929 Balthasar Heinle
1929 – 1933 Peter Kriegenhofer
1933 – 1936 Simon Löhner
1936 – 1955 Georg Kerner
1955 – 1970 August Seeholzer
1970 – 1980 Leonhard Weber
1980 – 1991 Oskar Freudenthaler
1991 – 1997 Willi Weber
1997 – 2009 Patrick Robichaud
2009 – 2021 Martin Rupp
seit 2021 Markus Seidensticker
Interessantes aus der Feuerwehrchronik
Aufgezeichnet von Hauptlehrer Alois Zillner
Hochwasser am Lech
Aus dem Bericht an den Kreisbrandinspektor Metzger: Am Sonntag, dem 22. Mai 1949, wurde gegen 11 Uhr vormittags die freiwillige Feuerwehr Prittriching zum Einsatz gegen Hochwasser am Lech alarmiert. Die Feuerwehr rückte mit 40 Mann und 2 Zugmaschinen aus. Durch Fällen und Einwerfen von Rauhtannen konnte großer Sachschaden verhütet werden. Gegen 4 Uhr war der Lech soweit eingedämmt, daß keine weiteren Schädigungen zu befürchten waren.
Feuerwehrbälle am 11.2.1950 und 16.2.1952
Der diesjährige Feuerwehrball wurde bei Gastwirt Geier abgehalten. Der Besuch war sehr gut. Als Eintrittsgeld mit Essen wurde per Paar 7 M, einzeln 4 M erhoben. Zum Tanz spielte die Kapelle Kinader. Die Teilnehmer konnten sich an alten und modernen Tänzen vergnügen. Es herrschte eine heitere Stimmung. Ein biederer Feuerwehrmann äußerte seine Meinung über die modernen Tänze: „Bis die (jungen Tänzer) das Linksdrehen lernen, lern´ ich o den Tango.“ Bis in die frühen Morgenstunden wurde das Tanzbein geschwungen.
Im Jahre 1952 fand der Feuerwehrball beim Feicht statt. Wegen der Maul- und Klauenseuche durften in den letzten Wochen nur Kameradschaftsabende angesetzt werden… Bier floss in rauhen Mengen, erfreulicherweise kein Blut…
13. Februar 1956: Der Bach kommt!
Ein
altbekannter, unbeliebter Gast, der im Dorf immer noch freien Eintritt hat,
trieb auch 1959 wieder sein Unwesen. So musste am 13. Februar alarmiert werden;
denn der Verlorene Bach kam, floss die ganze Dorfstraße hinunter. Der Ausbruch
erfolgte wie üblich bei der oberen Mühle. Große Schneemassen erschwerten die
Arbeit. Es musste von Landsberg der Schneepflug angefordert werden. Unsere
Feuerwehr und ein Teil der Einwohnerschaft halfen mit.
Waldbrand in den Lechauen
Am Sonntag, den 24. März nachmittags gegen 15 Uhr blies der Hornist zum Feueralarm. In den Lechauen war ein Waldbrand ausgebrochen, der eine Fläche von 5 – 6 Tagwerk erfasst hatte. Schnell war die Wehr alarmiert. Da viele Kräfte zur Verfügung standen, konnte dem Brand bald Einhalt geboten werden. Es erschien auch die Landpolizei Egling, die dann den Tatsachenbestand aufnahm.
Am 12.5.1959 gerieten bei Löschmeister Sailer Franz der Holzschuppen und der Hühnerstall in Brand. Der zufällig anwesende Kundendienst der Fa. Ziegler/Giengen konnte erfolgreich zum Einsatz gebracht werden. Es ist wirklich nicht umsonst, wenn beim Kundendienst eine einsatzbereite Spritze mitfährt.
Autohupen statt Sirene
Am
7. August 1970 zog in den Morgenstunden ein schweres Gewitter über das Dorf. Um
4.30 schlug ein Blitz in das landwirtschaftliche Anwesen Hirner…
Da durch Stromausfall die Sirene nicht betätigt werden konnte, wurden die
Feuerwehrleute durch hupende Autos zur Brandstelle gerufen.